„Wenn du es noch unernsthafter haben willst, könnte ich einfach Julian Schütter, Alpine Skier in WordArt in bunten Farben und mit spacigem Schatten schreiben“, scherzte er in ironisch erheitertem Ton ins Telefon.
Auf die Frage, was dieses WordArt nochmal genau sei, antwortete er etwas verwundert über unsere offenbar nicht identisch verlaufene Kindheit, dass er, als er noch ein Sprössling war, dieses Programm als Erstes geöffnet hätte, sobald er einen Computer unter die Finger bekommen hat, um ganz unwissend im kindischen Eifer seine ersten graphischen Designs zu erstellen. „Schau mal auf WhatsApp!“. Trotz des nicht vorhandenen Sichtkontaktes, der aus dem Umstand eines auf rein akustischen Kommunikationssignalen aufbauendem Mobiltelefonat resultiert, wusste ich genau, dass seine Mundwinkel bei der Formulierung dieses so simplen Satzes gen Himmel strebten. Ahnungslos entfernte ich das Display von meiner Wange und richtete es so vor meinem Gesicht aus, dass meine Netzhaut die roten, blauen, und grünen Punkte zu einem sinnvollen Bild kombinieren konnte. Mit einer kleinen Bewegung meines rechten Daumens aktivierte ich den Lautsprecher, um die unaufgeregt amüsierten Worte meines Gesprächspartners Yannik nicht zu verpassen. Schnell wechselte ich vom Telefon-Interface zur besagten Applikation und ergänzte unsere sprachliche Kommunikation mit einer schriftlichen, indem ich unseren gemeinsamen Chat öffnete.
Da war es, das Design. In ehrlichen und robust wirkenden schwarzen Buchstaben bog sich mein Name energiegeladen wie ein Abfahrtski auf griffig-harter Piste über den linken oberen Bereich des in Querformat gehaltenen jpeg. Es war fast so, als würde der Schriftzug ehrfürchtig vor den schimmernden Farben des schräg unter ihm platziertem „Alpine Skier“ weichen, dessen Zeichen wie ein Prisma das ganze Spektrum jener Lichtquelle zu Tage brachte, das hinter ihnen einen langen und teilweise frei von geometrischen Gesetzen platzierten Schatten warf. Der Hintergrund erinnerte mich an das Feld hinter dem Haus meiner Großeltern, wie es ganz ohne Konturen nach dem friedlichsten aller windstillen Schneefällen eine große, weiße und vollkommen plane Fläche bildete.
Bei diesem unschuldigen Versuch, mir die doch begrenzten Möglichkeiten dieses Programms in Erinnerung zu rufen, schuf er, genauso unwissend wie schon in seinen Kindestagen, etwas Großes. Mein Vorschlag, diese virtuose Komposition mit zwei Snapchat-Stickern zu vollenden, stieß bei meinem Gesprächspartner und Wegbegleiter in diesen kreativen Prozess, dessen Überzeugung über meine Ernsthaftigkeit erst gefestigt werden musste, auf Akzeptanz.
Nach einer mittelwierigen Suche nach einer passenden Druckerei wurde das Ergebnis dieses Telefonats, das eher unbeabsichtigt zu einem Meilenstein unseres Schaffens mutierte, nun in einer limitierten Auflage von 100 Stück auf recyceltem Papier verewigt.
Die ursprüngliche Idee, ein paar Autogrammkarten zu drucken,entwickelte sich zum ersten Werk einer hoffentlich bald unfangreicheren Serie kleiner graphischer Designs, die ihren Zweck als Autogrammkarten behalten werden. Das Projekt dient rein der Belustigung zweier Zwölfjähriger, die in den Körpern von jungen Erwachsenen stecken, Yannik und mir. Und vielleicht, nur vielleicht, kann sich auch der ein oder andere mehr oder weniger Außenstehende über die Produkte unseres kindischen Eifers ermuntern.